Breitbeinig hinstellen, Hände in die Hüfte, Brustkorb raus und den Blick nach oben richten. Fühl dich wie Superman oder Wonder Woman! Echt jetzt? Ja, absolut! Und dafür ist noch nicht mal ein rotes Cape nötig. Schon unser nonverbales Verhalten hat Einfluss darauf, wie wir uns fühlen und wie wir über uns denken. Das fanden die amerikanische Sozialpsychologin Amy Cuddy und ihr Team 2010 bei Untersuchungen an der Havard Business School heraus. Ihre Ergebnisse präsentierte sie in einem TED Talk, der sofort durch die Decke ging und bislang über 53 Millionen Mal geklickt wurde.
Amy Cuddy erforschte, dass die meisten Führungskräfte ähnliche Denkweisen und damit auch ähnliche Hormonspiegel haben: einen höheren Testosteronspiegel und einen niedrigeren Cortisolspiegel. Das ist übrigens auch im Tierreich so – bei den Alphatieren. Testosteron fördert die Risikofreude und dominante Verhaltensweisen. Cortisol ist ein Stresshormon. Haben Männer und Frauen ein höheres Testosteron-Niveau – und ja, auch Frauen bilden Testosteron –, wird das Selbstvertrauen automatisch gestärkt. Und wer mehr Selbstbewusstsein hat, ist automatisch weniger gestresst. Ein niedriges Cortisol-Niveau reduziert zudem Angst- und Stressgefühle.
Es stellt sich nun folgende Frage: Wir alle wissen, dass unsere Gefühle unseren Körper beeinflussen. Doch kann auch unser Körper unsere Gefühle beeinflussen? Ein einfaches Beispiel: Wir lächeln, wenn wir glücklich sind. Und es ist bereits erwiesen, dass genau dieser Prozess auch andersherum funktioniert. Lächeln wir, dauert es nicht lange und wir fühlen uns besser. Amy Cuddy hat genau diese Wirkung im Hinblick auf Power-Posing untersucht – und zeigte, dass bereits zwei Minuten in einer "Machtgeste" ausreichen, um sich stärker zu fühlen. Dafür analysierte sie mit Probanden die Auswirkungen von Power-Posing auf deren Testosteron- und Cortisolspiegel und konnte feststellen, dass ersterer tatsächlich anstieg, während sich zweiterer verringerte.
Soweit. So gut. Die Studie konnte bisher jedoch nicht repliziert werden. Zumindest, was die hormonellen Veränderungen betrifft. Doch bestätigt hat sich: Studienteilnehmer fühlten sich nach dem Power-Posing mental stärker, selbstbewusster, selbstsicherer. Ob vor einem schwierigen Meeting, einem aufregenden Bewerbungsgespräch oder mitten im Familienchaos – Power-Posing hilft also dabei, sich aufzurichten, sich Macht und Kompetenz zuzugestehen und seine innere Haltung zu verändern. So bleibt es vielleicht ein Ritual, dass positiv mit Erfolg verknüpft wird. Na und? Suche dir eine ruhige Ecke und probiere es aus. Und wenn es dir gut tut, pose! Mach dich groß – und mach dich stark!
Viel Spaß!